Was für Schlüsse ziehen Sie aus den gesammelten Daten?

Nicole Vogel: Die Daten geben enorm viel her und es gibt viele spannende Aspekte, welche ich weiter auswerte. Mit den fortlaufenden Resultaten kann wieder etwas auffallen, das wir weiterverfolgen wollen. Die Auswertungsmöglichkeiten sind riesig und wir analysieren und entscheiden fortlaufend, auf was wir uns konzentrieren.

Prof. Dr. med. Markus P. Arnold: Eine Idee ist, die Resultate der Patienten mit den ersten massgefertigten Prothesen zu vergleichen mit denjenigen, welche später operiert wurden. Nur so können wir wirklich herausfinden, ob das System eine Lernkurve hat.

An der Methodik unserer Knieprothesen, speziell den massgefertigten ändert sich aufgrund der Messung nicht viel, da die Resultate erfreulicherweise sehr gut ausgefallen sind. Wir haben also das Luxusproblem, dass alle unsere Patienten (mit Standard- und massgefertigten Prothesen) sehr zufrieden sind. Da brauchen wir noch mehr Zeit für grössere Fallzahlen und spezifischere Fragebögen, um spezifische Details rausschälen zu können. Mir ging es im ersten Schritt aber vor allem darum, zu wissen, ob diese innovative Methodik wirklich gut ist bzw. mindestens gleich gut wie die Standardvariante. Wenn die Resultate schlecht wären, müsste ich die Konsequenzen ziehen und etwas ändern oder es sein lassen.

Ein weiterer grosser Vorteil ist, dass wir die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit der Patienten genauer konkretisieren können.

Erklären Sie dies bitte genauer.

Nicole Vogel: Bei unzufriedenen Patienten schauen wir im Detail, an was es liegt. Was kann der Patient und was nicht? Kann man in der Behandlung gezielter darauf eingehen? Es ist nicht einfach ein «nicht gut» oder «gut», sondern wir sehen im Detail, woran es liegt. Später können wir herausfiltern, ob es anhand der Antworten einen Unterschied zwischen unzufriedenen und zufriedenen Patienten gibt. Vielleicht ist eher die eingeschränkte Beugung ein Problem? Oder es unterscheiden sich die Männer von Frauen oder die schlanken Patienten von den korpulenteren? Solche Punkte kann man später herausziehen und auswerten.

Prof. Dr. med. Markus P. Arnold: Das ergibt dann auch wieder eine Rückkopplung für uns, weil sich vielleicht gewisse Muster ergeben: Wenn ich Patient X vor mir habe und bereits weiss, den mache ich wohl nie zufrieden betreffend Erwartung Y, dann muss ich ihm das sagen. Wir sind im Alltag ja immer mit Einzelfällen konfrontiert. Und plötzlich ergeben sich auf Basis solcher Messungen Muster und Antworten. Ist es wirklich schwierig, einer korpulenten Frau mit X-Beinen mit einer Prothese zu helfen? Kann man in bestimmten Fällen auf besondere Aspekte achten? Vielleicht finden wir Faktoren, die ein hohes Risiko für Unzufriedenheit ausmachen. So wissen wir dann, dass wir solche Patienten mit unserer Behandlung nicht glücklich machen können oder vielleicht etwas ändern müssen. Durch die Datenerhebung kommen wir vom Einzelfall zum Überblick über unser Tun.