Frozen Shoulder / Adhaesive Kapsulitis

04.05.2020

Die eigentliche Frozen Shoulder (FS) ist eine Erkrankung der Schulter die mit Schmerzen und einer vorrübergehenden Einsteifung des Gelenkes einhergeht. Sie tritt ohne eigentlichen Auslöser auf (primäre FS) oder kann durch kleinere Unfälle, Allgemeinerkrankungen oder Operationen an der Schulter getriggert werden (sekundäre FS). Bei gesunden Menschen tritt sie in 2-5% auf, Diabetiker haben ein Risiko von etwa 10%. Das mittlere Alter liegt bei 50 Jahren. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. In 30 % tritt die Erkrankung an beiden Schultern (zeitlich unabhängig) auf. Rezidive sind selten.

Die Erkrankung verläuft in drei Phasen: Die schmerzhafte Entzündungsphase, die Einsteifungsphase und die Lockerungsphase.

Symptome

Zu Beginn der Erkrankung bemerken sie lediglich Schmerzen, die innerhalb weniger Wochen stark zunehmen können. Typisch ist zunächst ein bewegungsabhängiger Schmerz, der sich dann auch zu einem Ruheschmerz ausweitet. Vor allem in der Nacht werden sie die Schmerzen heftig empfinden. Ihr Schlaf wird dadurch stark gestört. Die Schmerzen können in allen Bewegungsrichtungen ausgelöst werden und sind nicht nur einer speziellen Bewegung zuzuordnen. In diesen ersten Wochen, der sogenannten Entzündungsphase, ist eine Diagnosestellung sehr schwierig, da keine sonstigen Symptome gefunden werden können.

Nach ca. 6 – 8 Wochen nach Schmerzbeginn werden sie dann eine langsam zunehmende Einschränkung der Beweglichkeit feststellen. Häufig ist die Aussendrehfähigkeit der Schulter als erstes betroffen. Die Beweglichkeit kann so stark zurück gehen, dass sie nicht mehr in der Lage sind sich über den Kopf zu streichen, die Hand in den Nacken zu führen oder eine Schürze hinter dem Rücken zu binden. Erst jetzt, in der sogenannten Einsteifungsphase wird die Erkrankung offensichtlich.

Üblicherweise gehen die Schmerzen nach etwa 4-6 Monaten ab Beginn wieder langsam zurück. Ab jetzt wird die Erkrankung erträglich, obwohl die Bewegungseinschränkung noch deutlich länger bestehen bleibt. Zeitlich versetzt, werden sie dann langsam feststellen, dass sich ihr Bewegungsausmass wieder verbessert. Sie befinden sich in der Lockerungsphase.

Bis sie die Erkrankung ganz überstanden haben müssen sie insgesamt im Mittel 1 ½  Jahre rechnen.

Untersuchung

Die Diagnose lässt sich vor allem durch eine genaue Anamnese (Erhebung der Krankheitsgeschichte) und die klinische Untersuchung stellen. Wichtig ist allerdings der Ausschluss anderer Ursachen für eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Schulter (Sehnenriss, Arthrose, etc.). Deshalb ist ein normales Röntgenbild sinnvoll. Im MRI können gelegentlich (vor allem im späteren Stadium) indirekte Zeichen der FS nachgewiesen werden. Zur Diagnosestellung ist das MRI jedoch nicht Mittel der Wahl.

Behandlung

Eine gezielte Behandlung der FS gibt es nicht. Bewegungsübungen die ein Einsteifen des Gelenkes aufhalten sollen sind schmerzhaft und sogar kontraproduktiv! Die Physiotherapie muss sich auf die Behandlung ihrer Begleiterscheinungen (Muskelverspannungen rund um das Schulterblatt) beschränken.

Oberstes Gebot ist die Vermeidung von Schmerz!

Das gilt auch im Alltag. Die medikamentöse Therapie ist häufig nicht zufriedenstellend, da die Schmerzen auf übliche Schmerzmedikamente nicht gut ansprechen. Ein regelmässiges Kühlen der Schulter wird ihnen eher helfen. Am angenehmsten wird das Kühlen mit Linsensäckchen empfunden. Bei unerträglichen Schmerzen kann eine Infiltration (Spritze) der Schulter mit Kortison sinnvoll sein. Erst nach Abklingen der schmerzhaften Phase dürfen sie mit sanften Dehnübungen das Lockern des Gelenkes unterstützen.

Nur ganz selten, wenn die Beweglichkeit über mehrere Monate nicht zurückkommt obwohl keine Schmerzen mehr bestehen, kann ein operatives Vorgehen notwendig werden. Massnahmen, die die Erkrankungsdauer verkürzen, gibt es bisher nicht. Aber als kleiner Trost zum Schluss: Die Prognose der Erkrankung ist gut. Mit Spätfolgen müssen sie nicht rechnen. Alles in allem braucht es „nur“ Geduld.

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