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Die Vordere Kreuzband Rekonstruktion mit Semitedinosus Sehne bei Riss des vorderen Kreuzbandes
SYMPTOME
Sie haben sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes (VKB) zugezogen. Patienten erleben das Fehlen des VKB ganz unterschiedlich. Nicht alle Patienten sind dadurch eingeschränkt und benötigen eine stabilisierende Operation. Einige adaptieren ihre sportlichen Aktivitäten und kommen dadurch ohne Beschwerden im Alltag gut zurecht. Bei rund einem Drittel der Patienten besteht aber bereits im Alltag ein Instabilitätsgefühl (z. B. giving way). Durch diese Instabilität können Verletzungen an Menisken und Knorpel auftreten, welche es unbedingt zu verhindern gilt. Für gewisse Sportarten ist ein stabiles Kniegelenk unerlässlich (Kontaktsportarten, Stop-and-go Sportarten). Die Belastung auf das Kniegelenk bei den sogenannt pivotierenden Sportarten wie beispielsweise Fussball, Handball oder Basketball ist derart gross, dass man ohne suffizientes VKB von diesen abraten muss.
Ob Sie im Rahmen einer isolierten VKB Ruptur eine stabilisierende Operation benötigen hängt somit davon ab, ob Sie giving way erleben und ob sie im Beruf oder bei sportlichen Aktivitäten auf ein stabiles Knie angewiesen sind. Ausschlaggebend sind also die folgenden drei Faktoren: Das Ausmass der subjektiven Instabilität, das gewünschte Aktivitätsniveau und mögliche Begleitverletzungen im Knie.
UNTERSUCHUNG
Die klinische Untersuchung Ihres Kniegelenkes zeigt einen vermehrten Vorschub des Unterschenkels (Schubladentest) im Vergleich mit der gesunden Seite. Entscheidend wichtig ist aber der sogenannte Pivot Shift Test, bei welchem die Rotationsstabilität des Kniegelenkes beurteilt werden kann. Im Rahmen einer akuten Verletzung kann dieser Test unangenehm oder gar schmerzhaft sein. Eine starke Rotationsinstabilität in der klinischen Untersuchung ist ein wichtiger Hinweis zur Entscheidungsfindung der richtigen Therapie. Liegt diese Rotationsinstabilität vor sollte das Gelenk mittels VKB Rekonstruktion stabilisiert werden.
BEHANDLUNG
Isolierte Verletzungen des vorderen Kreuzbandes können bei Patienten ohne symptomatische Instabilität und ohne sportliche Aktivitäten primär konservativ behandelt werden. Durch die physiotherapeutische Behandlung kann man die muskuläre Stabilisierung des Kniegelenkes verbessern.
Ist aufgrund der Instabilität des Kniegelenkes, des gewünschten Aktivitätsniveaus oder aufgrund von Begleitverletzungen zum Beispiel am Meniskus eine Operation angezeigt, so wird das Kreuzband ersetzt.
Verschiedene Transplantate bieten sich zur Rekonstruktion des VKB an. In der Regel werden körpereigene Sehnen entnommen und als VKB Ersatz eingesetzt. Jedes Transplantat und Operationstechnik hat Vor- und Nachteile. Bei der Wahl des Transplantates müssen auch Begleitverletzungen berücksichtigt werden. Wir benutzen in der Regel die Sehne des Semi-Tendinosus Muskels (Hamstring) als Transplantat der Wahl. Die Entnahme der Sehne ist vergleichsweise wenig störend oder schmerzhaft. Dies ist auch der Grund, warum sie weltweit am häufigsten für diese Operation verwendet wird. Ist die Sehne nicht ausreichend lang oder dick, kann ergänzend auch die Sehne des Gracilis Muskels entnommen werden.
Die Sehne kann zweimal gefaltet und so als vierfaches starkes Sehnenbündel das vordere Kreuzband ersetzen.
Die Operation erfolgt arthroskopisch über zwei kleine Inzisionen vorne am Knie. Zur Sehnenentnahme und Bohren des unteren Tunnels erfolgt zusätzlich eine rund 5 cm lange Inzision an der Innenseite vom Schienbeinkopf.
LEGENDE
Arthroskopische Sicht Knie rechts
1 – normales vorderes Kreuzband (VKB)
2 – gerissenes VKB
3 – rekonstruiertes VKB
Spitalaufenthalt und Verlauf
Bereits am Tag der Operation werden Sie in Begleitung aufstehen. Zu Beginn ist das Kniegelenk durch eine Klettschiene geschützt. Diese kann weggelassen werden, sobald das Kniegelenk muskulär stabilisiert werden kann. Der Physiotherapeut im Hause wird sie hierbei unterstützen.
Sobald Sie an den Gehstöcken gut mobil sind dürfen Sie nach Hause austreten. In der Regel bleiben Patienten nach dieser Operation 3 Nächte im Spital.
Bei einer isolierten VKB Rekonstruktion ohne Verletzungen an den Menisken kann die Belastung ohne stabilisierende Orthese zügig gesteigert werden. In der Regel benötigen die meisten Patienten die Gehstöcke für rund 4 Wochen nach der Operation.
Musste in der gleichen Operation auch der Meniskus genäht werden, kann eine Teilbelastung an Stöcken für 6 Wochen notwendig sein.
Ihr Hausarzt kann nach 2 Wochen die Wunde beurteilen. Eine Fadenentfernung ist nicht nötig, da die Wunde mit selbstresorbierbaren Fäden genäht wurde. Eine Kontrolle mit Röntgen des operierten Kniegelenkes erfolgt bei uns rund 6 Wochen nach Operation.
SPORT
Velofahren, Strasse: nach 6 Wochen
Jogging: nach 3 Monaten
Tennis: nach 6 Monaten
Fussball und Skifahren: nach 6–12 Monaten
Risiken
Die Vordere Kreuzbandrekonstruktion ist eine Standardoperation, welche wir sehr häufig durchführen. Bei Operationen bestehen aber immer Risiken sowie mögliche Komplikationen. Gemäss Literatur können diese Risiken wie folgt zusammengefasst werden:
- Infektionsrisiko: ~1%
- Verletzung relevanter Gefässe: unter 1%
- Verletzung relevanter Nerven: unter 1%
- Thrombose/Embolie: ~2%
- Re-Ruptur (abhängig von Ihrer Risikogruppe): ~5–30%
als pdf zum downloaden: Vordere Kreuzbandruptur